Was bleibt vom Fest?

Nachweihnachtszeit. Was bleibt vom Fest außer einige Requisiten im Altarraum und schöne Erinnerungen? Für mein Empfinden viel zu schnell endet in der (nachkonziliaren) katholischen Liturgie die Weihnachtszeit. Rasch leiten wir den grünen „sonntäglichen Alltag“ ein.

Vielleicht verständlich, aber schade! Die evangelische Liturgie kennt diese „Sonntage nach Epiphanias“. Das Fest „Epiphanie“ meint den Tag der Heiligen Drei Könige. Also Menschen, die Gott gesucht und gefunden haben. Und erzält von einem Gott, der sich von denen finden lässt, die ihn suchen. Bis Aschermittwoch bietet uns die evangelische Bibel-Leseordnung Texte, in denen epiphane Momente geschildert werden, und sich also das Aufleuchten des Weihnachtsglanzes weiter ereignet. Menschen suchen und finden Jesus, oder Jesus zeigt sich den Menschen. (Er erscheint den Menschen: Epiphanie = Erscheinung des Herrn) Ja, wir stehen im Januar in der Nach-Epiphaniezeit. Die Epiphanie des Mensch gewordenen Gottes geht weiter, ein „Restlicht“ der Weihnacht bleibt in der Welt.

Und darum finde ich, auch passende Weihnachtslieder sollten nicht völlig verstummen. Solche Nachklänge der Weihnacht geschehen nicht rückwärtsgewandt, sie beschwören nicht sentimental eine Bethlehem-Idylle.

Heute wurden auch uns in den biblischen Texten solche Momente geschildert, wo Menschen etwas von der Gegenwart Gottes gespürt oder gesehen haben. Jeder Gottesdienst durchstößt die Alltagsoberfläche. Der Moment wird wachgehalten, in dem Menschen anfingen zu glauben, und zu Christus fanden. Unser Gottesdienst heute stellt, ausgehend von der Frage: „Meister, wo wohnst du?“ die Frage nach dem „Wohnort“ des in dieser Welt zunehmend „wohnungslos“ werdenden Gottes. Auch die Kirche wird immer weniger als Heimat erfahren. „Gemeinde als Herberge“ heißt ein Buch von Jan Hendriks. Schön, wo es diese Orte gibt! Ich denke, auch viele von Euch sind auf „Herbergssuche“. Auf der Suche nach einem geistlichen zu Hause.

Was sucht ihr hier? Was wollt ihr hier? Mit einer unhöflich-schroffen Frage überfalle ich manchmal augenzwinkernd die Taufeltern vor der Tauffeier: Aber ich verpacke sie höflich in die Formel: „Warum möchten Sie, dass ihr Kind getauft wird?“

Was würdet ihr sagen, wenn ich unten an der Eingangstür stehen würde und fragen würde: Warum bist du hier her gekommen? Was hast du hier verloren? Zugegeben: Der Gottesdienst stand im Vertretungs-Plan, also seid ihr gekommen. Ich hoffe mal, dass aber bei vielen mindestens noch ein kleines bisschen mehr Motivation dabei ist. Bist Du auf der Suche nach einem großen Sinn im Leben, oder ist Dir das Hier und Heute sinngebend genug? Erlebst Du manchmal Menschen, die durch ihren Glauben eine Zufriedenheit und innere Ausgeglichenheit haben?

In der Mathematik kann man Beweise führen: Logische Folgen. Und am Schluss einen Strich drunter ziehen und schreiben: „Was zu beweisen war.“ (Oder: „Quod erat demonstrandum!“). Leider kann keiner Gott beweisen. Und auch nicht seine Nicht-Existenz. Der Glaube an Gott ist ein stückweit nicht zu machen. Niemand kann beschließen: „Ab morgen glaube ich an Gott.“, und auch niemand kann beschließen: „Ab morgen glaube ich nicht mehr, dass es Gott gibt.“ Und in jedem gläubigen Menschen steckt ein kleiner Zweifler: „Ist das wirklich alles wahr?“ „Existiert ein guter Gott, oder ist er nur eine Projektion meiner eigenen Gedanken?“ Genauso denkt wohl jeder ungläubige ab und zu: „Was wenn es Gott doch gibt?“ „Ist wirklich alles Zufall, oder steckt da doch ein guter Geist in der Welt?“ und wenn ich sage: „Ich will, dass es aufhört!“ oder „Das soll für immer so bleiben!“ – ist das nicht schon ein Gebet?

„Glauben heißt, nichts wissen“ sagt ein Sprichwort. Wohl wahr. Glauben heißt: ein Für-Wahr-Halten, ein Für-Real-Halten der Existenz eines guten Gottes.

Ich wünsche uns, dass wir Ohren, Augen und Herzen offen halten für manche kleinen leisen Momente, wo Gott sich zeigt. Wo er vorübergeht, und nur von denen entdeckt wird, die nach ihm suchen.

Und ich wünsche euch, dass ihr eine Gemeinde oder Gemeinschaft findet, von der ihr sagen könnt: „Das ist meine geistliche Heimat“ „Hier bin ich zu Hause“ „Hier wohnt Gott bei den Menschen“.

Pater Michael Stutzig SDB