Die eben gehörte Geschichte aus dem Evangelium des Markus vermittelt schon ein ganz anderes Bild von Jesus, als wir es kennen vom sonst so freundlichen, netten und liebevollen Jesus. In der Geschichte geht es ganz schön zur Sache. Vor allem, weil Jesus in ziemlich radikaler Weise den Leuten klar macht, dass es besser sei, nach unseren Maßstäben zwar defizitär zu sein, aber dafür wenigstens nicht in der Hölle zu schmoren.
. Also lieber eine Hand, einen Fuß oder ein Auge zu verlieren, aber dafür gerettet zu werden, als sich auf halbseidene Art zwar im hier und jetzt irgendwie in Sicherheit zu bringen, aber letztlich in Ewigkeit bestraft zu werden. Und das ist auf eine gewisse Art sogar verständlich, was uns da Jesus über seine Vorstellung verrät, denn dieser Text hatte damit begonnen, wie wir oft mit anderen umgehen und was Jesus davon hält.
Mit einem Mühlstein, um den Hals ins Meer geworfen zu werden ist ziemlich unmenschlich, sogar für die Antike. Wer schon mal einen Mühlstein gesehen hat, der ist groß und schwer. Das heißt, dem Ertrinken könnte man auf keinen Fall entfliehen, aber eben diese Strafe müssten wir in Kauf nehmen, wenn wir einem Schwachen das Leben schwer machen. Andererseits fängt die Geschichte eigentlich ganz positiv an, denn der erste Satz lautet: „Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, der wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.“ Man denkt, das ist doch etwas völlig Selbstverständliches, dass ich dem, der der Hilfe bedarf, auch helfe und dafür darf ich auch auf Lohn hoffen.
Da fragt man sich doch, wie es dazu kommt, dass Jesus nachdem er erst so eine positive Zusage macht, dann so intensiv auf die eingeht, die das Gegenteil tun und dem Schwachen schaden.
Was wir da vom Evangelisten hören, das hat wohl mit der damaligen Situation unter den ersten Christen zu tun, dass es diejenigen gab, die über ihre Vorrechte gestritten haben und dass diese so viel Rechte hatten, dass es zwangsläufig andere gegeben hat, die gar keine Rechte hatten.
Damit hatten die ersten christlichen Gemeinden zu kämpfen, dass die Wichtigen und Verantwortlichen in der Gemeinde lieber darüber diskutiert haben, wer als Erstes begrüßt wird und wer das letzte Wort hat, als über wirklich wichtige Dinge zu reden. Und so hat das Konkurrenzdenken der ersten Christen untereinander den Blick verdeckt auf die Lage der Armen. Wie es den Armen erging und den Einflusslosen und ob jemand deren Situation ausnutzte oder sie missbrauchte, interessierte niemanden mehr und damit ging auch die Botschaft Jesu verloren.
Das Evangelium erinnert deutlich daran, dass Jesus auch die Schattenseiten der Gemeinde kennt. Und somit sind seine Aussagen zu den Missständen eindeutig und meinen nicht nur die streitenden Jünger. Das Evangelium sagt, in der Gemeinde darf Missbrauch nicht geduldet werden und wer Schwächeren Schaden zufügt, der hat seine Rechte verwirkt. Niemand, aber auch wirklich niemand, darf seine Macht missbrauchen und gar Abhängige ausnutzen, dann sagt Jesus, gibt es keine Gnade für die, die den Kleinen Böses antun, sie quälen und traumatisieren. Da deckt Jesus keinen Mantel darüber und da ist nicht die Rede von Vergebung, weil hier ein Leben zerstört wird.
An der Stelle wäre Gnade unglaubwürdig und würde wahrscheinlich denen, die unter die Räder gekommen sind, noch mehr Schaden zufügen.
Diese Situation damals in der Gemeinde ist gar nicht so weit weg von uns heute und darum müssen wir uns auch vom Evangelium ermahnen lassen und darüber nachdenken, ob wir die sind, die Lohn erhalten oder die wohl eher den Mühlstein bekommen würden, worüber ich gar nicht so richtig nachdenken möchte, denn dieser Gedanke ist schon sehr beunruhigend, denn wir wissen, dass auch bei uns heute nicht alles so läuft, wie es laufen sollte und das auch bei uns Menschen ihre Macht ausnutzten und anderen schlimme Dinge geschehen.
Ich will das jetzt auch gar nicht weiter ausführen, weil dann nämlich noch so ein schöner Satz an dieser so mahnenden und eindringlichen Geschichte dranhängt. Der Satz, dass Salz etwas Gutes ist, aber wenn es seine Kraft verliert, dann verliert alles seine Würze.
Was heißt das? Salz ist eigentlich kein Gewürz, es ist eine Art Geschmacksverstärker, wenn man es dosiert verwendet, dann verbessert es den Eigengeschmack einer Sache, ist es zu viel, dann schmeckt es salzig, alles gleich, wir bekommen Durst und lecker ist etwas anderes und ist es zu wenig, dann schmeckt etwas fad und langweilig und wir wollen es nicht haben.
Jesus fordert uns auf Salz der Erde zu sein, man soll merken, dass es uns gibt, zugleich sollen wir uns aber auch nicht vor den anderen herausstreichen. Gar nicht so einfach, wo wir doch so gern gelobt werden. Der richtige Weg ist der zwischen den Extremen, die anderen wahrzunehmen, ihnen beizustehen, ohne dafür Lohn und Ehre zu erwarten, eigentlich ganz selbstverständlich, Bescheidenheit heißt das Wort. Also habt Salz in euch, damit ihr würzt und haltet Frieden, der Rest ergibt sich. Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist, denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen
Pfr.i.E. Kay Lohse
(Es gilt das gesprochene Wort!)