In der Adventszeit geht es viel ums Licht. In den letzten beiden Andachten haben wir insbesondere über den Adventskranz nachgedacht, auf dem ja von Advent zu Advent eine Kerze mehr brennt und es allein dadurch schon immer heller wird und so ganz nebenbei wird am Freitag der kürzeste Tag und die längste Nacht sein, Wintersonnenwende. Sodass wir ganz praktisch spüren können, dass nicht nur an Weihnachten mit dem Jesuskind das Licht in die Welt kommt, sondern es von da an wirklich immer etwas länger hell sein wird, auch wenn wir das nicht gleich merken werden.
Und deshalb soll es heute noch mal ums Licht gehen. Eigentlich wollten wir das Lied „Die Nacht ist vorgedrungen“ singen, aber Herr Scheffler hat gesagt, dass das Lied zur kompliziert sei, und deshalb haben wir ein anderes ausgesucht „Stern über Bethlehem“. Dieses Lied passt aber genauso gut wie das ursprünglich angedachte Lied von Jochen Klepper. Die Formulierung, dass die Nacht vorgedrungen sei verstehen nämlich die meisten falsch und meinen, dass es dunkel wird, aber es meint eigentlich genau das Gegenteil, nämlich dass die Nacht sozusagen immer weiter fortgeschritten ist und damit bald zu Ende geht und es hell wird.
Und so dichtet Jochen Klepper in seinem Lied: „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern.“ Dass also das Licht beginnt aufzuscheinen. Und bei dem Lied, das wir gesungen haben, geht es um den Stern, der uns den Weg zeigen soll, der uns hin zur Krippe führt. Und so geht es in beiden Liedern um das Licht, das den Weg zeigt, dass man nicht in der Dunkelheit umherirren muss. Und Licht ist überhaupt immer ein Zeichen von Neuanfang, Orientierung und Durchblick.
Auch hier, gerade jetzt, würden wir ohne die vielen kleinen leuchtenden Kerzen ziemlich alt aussehen und wohl kaum die Liedtexte und Noten im Buch und auf den Liedblättern erkennen können.
Aber wir brauchen auch gar nicht das volle Licht, um alles gut zu sehen, sondern es reicht, dass das Licht ein wenig scheint, um die Worte, den Liedtext erahnen und das Lied singen zu können und hören wir erst die Melodie, dann sind wir ganz bei der Sache und es wird quasi von ganz allein hell und so scheint das Licht in der Finsternis.
Wir wissen, dass Licht und Dunkel eng beieinanderliegen, beides gehört zu dieser Welt. Wohlstand trifft Armut, Glück trifft Unglück, Erfolg begegnet dem Versagen. Gerade im Advent, da wir auf Gottes Kommen warten, geht es um diese Spannung von Licht und Dunkelheit. Und so sagen wir auch, dass mit Jesus Christus das Licht in die Welt kommt, das Licht, das in der Finsternis scheint.
Es ist mehr als ein frommer Wunsch, es ist die Gewissheit, dass sich die Dinge ändern und sich menschliches Versagen durch göttliche Liebe auflöst, auch wenn man es oft gar nicht glauben mag.
Das Licht einer einzigen Kerze nimmt uns hinein in eine verheißungsvolle Zeit, die von der Finsternis in die Helligkeit führt. Und so ist die Adventszeit ein unaufhaltsamer Zug von dem man sich mitziehen lässt und so macht uns der Kerzenschein froh, trotz aller Nöte und Ängste, die wir haben, weil das Licht in der Finsternis scheint und wärmt und so warten wir im Advent darauf, dass es Weihnachten wird, nicht nur weil es Geschenke gibt, sondern weil etwas Neues beginnt.
Der Dichter Jochen Klepper, der dieses Adventslied „Die Nacht ist vorgedrungen“ gedichtet hat, hatte diese schlichte Erfahrung, dass auf jede Nacht wieder ein Tag folgt, als großen Trost verstanden und deshalb in seinen Liedtext eingebaut.
Für ihn war es ein tröstliches Bild dafür, dass Gott auch sein Leben, das von Not und Angst verdüstert war, in ein einzigartiges und unbesiegbares Licht tauchen wird. Trotz des drohenden Schicksals für ihn und seine Familie damals kann er vor diesem dunklen Hintergrund an seiner tiefen Überzeugung festhalten, dass in der Gegenwart Gottes nichts Dunkles ewig dauern kann und so ist für ihn dieses Bild ganz wichtig, auch wenn es vielleicht nur ein Schimmer von Trost und Halt gewesen sein mag, doch am Ende ein kleines Licht leuchtet. Und gerade deshalb, weil es ihm um das Licht geht, das Gottes Menschwerdung in die Welt bringt, muss er auch vom "Dunkel" erzählen. Am 18. Dezember vor 86 Jahren notierte er in seinem Tagebuch, dass er "am Nachmittag" dieses Lied verfasst hat, also quasi in dieser Woche.
Dieses kleine Licht einer Kerze, es leuchtet und wärmt vielmehr als mancher Ofen oder große Lampe, mehr braucht es nicht.
Dieses Licht und der gute Wille miteinander fröhlich zu sein bremst alle Wut, die wir in uns haben, es verscheucht alle Angst, die wir haben könnten, es lädt andere ein mitzumachen, es macht uns fröhlich und freudig und nimmt uns hinein in die Gemeinschaft mit anderen, so wie wir es gleich singen werden im dem nächsten Lied „Christus dein Licht“.
Und so ist jedes Licht, jede kleine Kerze, jede gesungene Melodie ein Zeichen der Hoffnung und Freude, dass egal wie finster die Nacht auch war, am Ende doch immer der Morgen steht, der die Nacht vertreibt.
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen
(Es gilt das gesprochene Wort!)
Pfarrer i.E. Kay Lohse
Anschließend gemeinsames Frühstücken