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Hört, hört zu, hört richtig zu

In dem Evangelium, das wir eben hörten, ruft Jesus zum Hören auf! Zu einem Hören und Verstehen dessen, was er sagt. Somit ist dieses „Hört“ auch das erste Wort, das Jesus zu den Menschen sagt, bevor er beginnt zu predigen. Es hat mich gleich etwas an den Unterricht erinnert. Oft ist es so, dass wenn ich beginne zu reden, etwas zu erzählen, dann fangen quasi zeitgleich einige Schüler an sich zu unterhalten, die 7c weiß wovon ich rede.

Ich will noch nicht einmal unterstellen, dass diejenigen mir nicht trotzdem zuhören, jedenfalls bin ich immer wieder überrascht, wenn ich dann jemanden vorführen will und denjenigen oder diejenige frage, was ich eben gesagt habe, dass sie es auch wissen und sagen können, nicht Anni. Aber es ist eben trotzdem nur ein halbherziges Wissen, man hat das Wort möglicherweise gehört, aber das heißt noch lange nicht, dass man es auch verstanden hat.

Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich einmal in einen Handyshop ging und der Mitarbeiter telefonierte gerade. Als ich vor ihm stand und wartete, dass er fertig wird, meinte er, ich solle ihm mein Problem schildern, er sei multitaskingfähig. Eigentlich wollte ich das nicht, aber dann habe ich doch angefangen, merkte aber schnell an seinem Gesichtsausdruck, dass er überhaupt nicht verstand, worum es ging. Und als er dann noch zeitgleich einen zweiten, praktisch dritten Kunden nach seinem Anliegen fragte, hörte ich auf und wartete bis er fertig war, er hatte nichts von dem verstanden, was ich erzählte.

Mal abgesehen davon, dass das unhöflich und respektlos war, habe ich mich nicht ernstgenommen gefühlt und geahnt, dass mein Problem auf diese Art und Weise nicht gelöst werden wird.

Ich denke Jesus kannte die Menschen gut und auch wenn die nicht nebenbei telefonierten ahnte er schon, dass sie meist nur oberflächlich zuhören.

Deshalb ruft er ihnen dieses „Hört!“ zu. Es ist auch dieses „Höre!“, das als erstes Wort in der Regel des heiligen Benedikt steht: „Höre, mein Sohn, auf die Weisung des Meisters und erfülle sie durch die Tat!“ Gemeint ist die Weisung Gottes, die durch uns Menschen Tat werden soll. Damit dies geschehen kann, muss das Wort Gottes nicht nur gehört, sondern auch aufgenommen werden, in unser Innerstes hineinfallen und sich dort verwurzeln.

Das funktioniert aber nur dort, wo genau zugehört wird. Manchmal ist es ja gar nicht das Wort selbst, ob wir es hören oder auch noch verstehen, manchmal ist es die Art und Weise wie es gesagt wird. Es macht eben einen riesigen Unterschied, ob ich die Zwischentöne oder den Unterton mithöre, der in einer Botschaft steckt oder eben nur die Worte höre.

Dann wird aus einem banalen Satz plötzlich eine Frage oder eine Mahnung, drückt Erstaunen, Bedauern oder Sorge aus, das ist wichtig zu hören.

Und so braucht es umso mehr diese Bereitschaft, wenn Gott zu uns spricht, zum Beispiel beim Lesen in der Bibel oder eben beim Hören einer Lesung. Dass ich mich wirklich mit dem Wort Gottes auseinandersetze, es dann auch als Richtschnur für mein Leben akzeptiere und ihm Bedeutung gebe.

Es ist im letzten die Frage danach, welche Rolle Gott und sein Wort in meinem Alltag spielen. Wird Gott in mich hineinfallen, in mir sein und mich umgestalten, um mich so zu einem neuen Menschen werden zu lassen, der nach Gottes Bild geschaffen ist. Ein Mensch, der von Gott durchdrungen wird, dem Gott sozusagen in Fleisch und Blut übergeht? Ein solcher Mensch wird immer wieder jeden Tag neu beginnen können, nur ist das eben kein Selbstläufer.

Deshalb gebraucht Jesus diese Bild vom Sämann. Und so nutzt er das Bild vom Samen, den der Sämann ausstreut für seine Botschaft, für das Wort Gottes, das er den Menschen bringen möchte.

Und so ist das Wort, das auf den Weg fällt, das sind die Menschen, die es zwar hören, aber so sagt Jesus, dann kommt der Satan und nimmt es gleich wieder weg. Viel zu beschäftigt sind diese Menschen, als dass sie das Wort behalten könnten, schnell sind sie unterwegs, oberflächlich sind sie beim Hören und so ist das Wort wie vom Winde verweht.

Ähnlich ist es bei denen, wo das Wort auf felsigen Boden fällt. Zwar freuen sie sich über das Wort und nehmen es auf, doch wo die Wurzeln fehlen, da ist kein Halt. Diese Menschen sind unbeständig, suchen ständig nach Neuem und Anderem und wenn es darum geht für den Glauben einzustehen, dann fallen sei um, denn ihnen fehlt jede Festigkeit.

Ja, und bei den dritten, da fällt das Wort unter die Dornen, sie hören es zwar, aber ihr Ängste, Sorgen und Nöte ersticken alle Lebenskraft um sie herum. Manchmal ist es aber auch die Gier, die Macht oder der Reichtum, der sie dazu bewegt ihre Kraft und Energie allein dafür zu verwenden, sodass kein Licht und keine Luft übrig bleibt für die gute Botschaft.  

Nur bei denen, die aufmerksam zuhören, das Wort annehmen und verinnerlichen, bei denen fällt das Wort auf guten Boden und bringt genauso Frucht wie der Same auf dem Feld, denn je tiefer ich Gottes Wort aufnehme, ihm erlaube, in mich fallen zu lassen, desto mehr Frucht kann es tragen. Es ist immer die Frage, wonach ich mein Leben ausrichte, welchen Stimmen ich Gehör schenke. Gottes Wort ist Richtschnur für ein gelingendes Leben, solange ich ihm erlaube in mir zu wirken und mich zu gestalten.

Ich wünsche uns, dass wir hören und das Wort in uns Frucht bringt, dreißigfach, sechzigfach und am besten hundertfach. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

(Es gilt das gesprochene Wort!)

Pfr.i.E. Kay Lohse