Weiß denn ein 5-Klässler, was ein Joch ist? Also für die, die es nicht wissen oder nicht genau wissen, am einfachsten ist es zu erklären indem man sich vorstellt es ist ein Holzbalken, der in der Mitte eine Rundung hat und an den Enden 2 Haken. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich als Kind Märchenfilme angeschaut habe, die häufig im alten Russland spielten, dass die Frauen, welche Wasser vom Brunnen holten, sich immer so ein Joch auf den Nacken legten.
An den 2 Haken war eine Kette und an den Ketten hing dann je ein Eimer, und so ließ sich das Wasser viel leichter tragen, als hätte man die Eimer einfach nur rechts und links in die Hand genommen. Bei uns ist das eher untypisch und da denkt man wahrscheinlich eher an ein Joch für ein Tier zum Beispiel bei einem Ochsen, der einen Pflug ziehen soll. Ich denke, das hat jeder schon mal in irgendeinen Film gesehen.
Aber ich denke, bei dem Bild, das Jesus verwendet, ist sicherlich die Sache mit den Wassereimern einleuchtender. Die Menschen scheinen offenbar zu denken, dass Jesu Erwartungen anstrengend sind und eine Last für sie sein werden. Wir wissen ja selbst, dass auch Gutes tun oder das Richtige zu tun, sehr anstrengend sein kann. Aber Jesus stellt das gleich klar, er meint, dass diese Last, die er den Menschen aufbürdet, leicht sei. Auf jeden Fall viel leichter als das, was sie bisher ehedem schon zu tragen haben. Zum Beispiel die strengen religiösen Regeln, die von den Pharisäern sehr genau überwacht werden.
Nun ist ja Jesus selbst Jude und hat sicherlich die jüdischen Gebote eingehalten, aber eben nicht um der Sache willen, sondern dann, wenn sie lebensdienlich, wenn sie hilfreich waren und nicht, weil es eben Vorschrift war und schon gar nicht, wenn diese Regeln Menschen gar eingeschränkt oder zusätzlich belastet haben.
Und wie ist das bei uns, wo sind wir belastet? Ich denke da müssen wir nicht lange suchen. Die Adventszeit ist in jedem Fall auf die eine oder andere Weise anstrengend und wir haben seit den Herbstferien auch schon wieder einige Schulwochen hinter uns gebracht, sodass wir uns alle mehr oder weniger auf die Weihnachtsferien freuen und freuen dürfen.
Endlich Ruhe finden im täglichen Stress und neue Energie tanken, besonders wenn die Batterien bedrohlich leer werden. Wer wünscht sich das nicht?
Work-Life-Balance ist das Zauberwort. Ausgeglichenheit zwischen Arbeit und Erholung, zwischen Schule und Freizeit. In unserer Gesellschaft ist die Palette an Angeboten zur Erholung von Körper und Geist umfangreich. Kurztrips und Reisen aller Art, mach ich in den Winterferien, diverse Workshops zur Selbstfindung, Besinnungstage, haben wir an der Schule auch schon gemacht, Gesprächstherapien, Wellness-Wochenenden und vieles anderes mehr.
Dies alles leistet sicherlich seinen Beitrag zu einem ausgewogeneren und glücklicheren Leben. Aber was genau ist es denn, was uns so ermüdet und uns die Energie raubt? Etwa die Hausaufgaben, das denke ich eher weniger. Oder Stress in der Schule, also eigentlich geht es bei uns doch recht entspannt zu. Oder ist es einfach die Vielzahl von Aufgaben, die Kombination von ungünstigen Umständen, die allgemeine Hektik des Alltags, der alle Bereiche durchdringt und uns die Ruhe raubt?
Dann ist es Zeit etwas zu ändern. Das heutige Evangelium gibt uns einen Wink. Es ersetzt ein wortwörtliches Verständnis des Gesetzes durch eine von Jesus neu formulierte befreiende Auslegung.
Innere Ruhe und Ausgeglichenheit, unseren Frieden, finden wir letztlich weder in der Erfüllung von Vorschriften noch im Abarbeiten von Aktivitäten, um möglichst viel Häkchen auf unserer gefühlt immer länger werdenden DoTo-Liste machen zu können.
Um wirklich zu innerer Ruhe zu gelangen, wirbt Jesus nicht mit einem engmaschigen Gehorsam, genauso wenig mit Nichtstun oder wie wir das heute nennen chillen, sondern mit dem Anspruch seiner eigenen Lebenshaltung: gütig sein und demütig.
Denn wer ein Joch trägt, der läuft gebeugt, nicht wie ein Angeber, dem der Regen in die Nase läuft, weil er sie so hoch trägt. Aber dieses gebeugte Laufen ist nicht Ausdruck von Last und Erschwernis, sondern von Demut und das ist die höchste Form von Mut.
Wer dem Weg Jesu folgt und die wenigen aber klaren Regeln Jesu als Orientierung für sein Leben annimmt, der hat es leichter, im Leben überhaupt und beim Tragen von Lasten im speziellen. Also beim nächsten Mal jammern, einfach das Joch nehmen und loslegen, das Ergebnis kommt dann viel leichter.
Und der Friede Gottes, der höher ist, denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen
(Es gilt das gesprochene Wort!)
Pfr. i.E. Kay Lohse
Gemeinsames Frühstück im Anschluss