Alle bisherigen Andachten

Kindlich sein, nicht kindisch

Die heutigen Texte, die wir gerade hörten, scheinen nicht viel miteinander zu tun zu haben. In dem einen geht es um die berühmte Dreiheit von Glaube, Liebe und Hoffnung und im anderen weist Jesus die Zuhörer zurecht, allein das schon wirkt wenig liebevoll. Den Lesungstext kannten sicherlich viele von euch, es ist ein sehr bekannter Text.

 

Besonders für Trauungen wird er häufig herausgesucht. Macht auch Sinn, geht es doch gerade da um die Liebe zwischen zwei Menschen, die von nun an einen gemeinsamen Weg beschreiten wollen und eine Familie gründen. Da wird geheiratet, gefeiert und dann kommt der Alltag mit allen schönen und schweren Zeiten und dann gehören natürlich Kinder dazu, damit es eine richtige Familie wird. Und wie so eine Familie funktioniert, dass wisst ihr genauso gut wie ich und ihr wisst, da läuft nicht alles so glatt wie man sich das oft wünschen würde, besonders mit den Kindern.

Und so passen dann die beiden Texte zumindest erst einmal äußerlich oberflächlich doch ganz gut zueinander, denn Jesus vergleicht die Menschen um sich herum mit spielenden Kindern. Sie wirken selbstzufrieden und launisch. Ich weiß nicht. ob ihr euch so kritisch seht oder schon alt genug seid über diese Phase hinaus zu sein, aber wer vielleicht kleinere Geschwister hat oder die kleineren Nachbarskinder ganz gut kennt, der weiß was gemeint ist.

Kinder spielen ihre Rolle und sie können sehr launisch sein, manchmal mäkeln sie an allem herum und nichts kann man ihnen recht machen. Sie spielen eben nicht nur, sondern sie spielen ihr Spiel, denn das ganze Leben scheint für sie ein einziges Spiel zu sein. Die Ernsthaftigkeit der Erwachsenen, in die ihr gerade langsam hineinwachst mit einer zunehmenden Verantwortung für euch und auch für andere, ist ihnen noch fremd und so sind sie launischer als das Wetter im April.

Jesus benutzt immer wieder eindrückliche Bilder in seinen Gleichnissen, aber die Erwachsenen um sich herum mit launischen Kindern zu vergleichen wirkt doch etwas übertrieben. Ist er es nicht selbst, der an anderer Stelle sagt: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, dann kommt ihr nicht ins Himmelreich? Ja, ist er und er ist dabei überhaupt nicht launisch, denn er unterscheidet sehr genau zwischen kindlich und kindisch und er differenziert zwischen kindlich naiv und kindlich launisch, die Menschen seiner Zeit kommen dabei gar nicht gut weg.

Kindlich naiv zu sein bedeutet unvoreingenommen und offen zu sein. Kinder lieben alles, was sich bewegt, glitzert in irgendeiner Weise anregend, geheimnisvoll, aufregend und neu ist. Gott ist nicht der mächtige Herrscher, sondern der Liebe Gott und die fremde Frau aus der Nachbarschaft ist die nette Tante „Soundso“ und wenn man etwas möchte, dann verspricht man ganz lieb zu sein.

Unbeschwert und voller Zutrauen geschieht alles in Liebe und nie in böser Absicht, selbst wenn etwas kaputt geht oder knapp an der Katastrophe vorbei schreddert nimmt man es letztlich den lieben Kleinen nicht übel, denn es geschah in guter Absicht.

Aber Kinder können eben auch launisch sein, Erwachsene übrigens auch, aber die können das manchmal besser verbergen. Und dann kippt die Stimmung sehr schnell und da wird aufgestampft und geschrien, natürlich geweint, denn so eine herausgequetschte Träne kann bei Erwachsenen Wunder bewirken und manchmal durchschauen sie das Spiel der Kleinen und dann haben diese überhaupt kein Problem umzuschalten und ganz schnell wieder ganz lieb und fromm zu sein, um letztlich doch zu erreichen, was sie eigentlich wollten.

Den Kindern verzeiht man das, aber die Erwachsenen sollten doch eigentlich wissen, was sie wollen.

Jesus hält ihnen den Spiegel vor und macht ihnen klar, wie schnell sie ihre Meinung ändern. Mal erregen sie sich darüber dass der Johannes so asketisch lebt und das ist ihnen zu streng und das wollen sie nicht, womöglich sollen sie das auch noch tun und auf ihre Bequemlichkeit verzichten. Wenig später aber nennen Sie Jesus einen Fresser und Säufer, der sich mit Huren und Bettlern herumtreibt, weil sie vielleicht neidisch sind auf seinen lockeren Umgang mit anderen und dass er das Leben zu manchen Zeiten so genießt, wie sie es sich selbst nicht trauen und so kann man es ihnen einfach nicht recht machen, genauso wie den kleinen wetterwendigen Kindern.  

Und was bedeutet das Ganze für uns, für euch heute? Wir sollen uns entscheiden. Wohl gemerkt es geht hier nicht um rechts oder links, der Weg zwischen den Extremen ist immer noch der Beste, aber wir sollen uns entscheiden, wo unser Leben hinläuft, wovon wir uns ansprechen lassen.

Letztlich sollten wir das doch kennen. Wenn ich zu McDonalds gehe werde ich auch mit bunten Bildern der verschiedensten Angebote überhäuft, aber letztlich muss ich mich für eines entscheiden und das bekommen wir doch auch hin. Also wie ist das, wenn ich gerufen bin mich im Leben zu entscheiden. Wenn wir das Evangelium von Jesus Christus hören, hier heute oder zu jeder anderen Zeit, dann bin ich doch als Hörer dieses Wortes gerufen mich zu entscheiden, ob ich mich vom Ruf Jesu ansprechen lasse. Wenn ja, dann kann ich mich nicht fünf Minuten später wieder abwenden, dann muss ich schon dranbleiben, mein Herz öffnen und die Liebe Gottes annehmen. Das hat natürlich Konsequenzen für mich. Bin ich bereit mich zu öffnen für diese frohe Botschaft und möchte ich diese Liebe, die mir geschenkt wird, vermehren? Liebe gehört ja bekanntlich zu den Dingen, die sich verdoppeln, wenn man sie teilt.

Da kommen wieder die kleinen Kinder ist Spiel, schenkt man ihnen eine Kleinigkeit, dann fallen sie einem um den Hals und bedanken sich also ob man ihnen einen Schatz überlassen hätte, das macht sie glücklich und den Schenkenden.

Wenn wir also die Botschaft Jesu hören, dann sollen wir uns wie Kinder freuen und nicht launisch sein wie die Nachbarsgören. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

(Es gilt das gesprochene Wort!)

Pfr.i.E. Kay Lohse