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Weise sein und Vertrauen haben

Das ist heute wieder einmal gar nicht so leicht über diese Texte zu predigen, so dass ihr das versteht, so dass ich es selber verstehe. Weisheit, so wird uns hier mit sich überbietenden Worten und Beispielen gesagt, ist das Wirken Gottes an uns Menschen, für uns Menschen, in dieser Welt. Weisheit wird mit Begriffen beschrieben wie heilig, einzigartig, zart, klar, das Gute liebend und menschenfreundlich, ja alles vermögend. Und diese Weisheit, dieses Wirken Gottes, dieser Geist Gottes, der verkörpert sich dann zum Beispiel in einem weisen Menschen.

Wohlgemerkt, Weisheit ist nicht gleichbedeutend mit Klugheit oder Intelligenz oder Intellektualität, letztlich kann sogar ein für die Außenstehenden dumm erscheinender Mensch sehr wohl weise sein. Da ich ja nicht mehr ganz so jung bin sind mir schon einige Menschen in meinem Leben begegnet, die nicht unbedingt die klügsten Köpfe waren, etwa studiert hatten oder einen Professoren- oder Doktortitel besaßen und trotzdem durch ihre Erfahrung und das, was sie bisher in ihrem Leben geleistet hatten, sehr wohl weise waren und etwas zu sagen hatten.

Letztlich sollte für uns alle dies das Ziel sein weise zu werden, denn es gibt sehr viele klug und intelligent erscheinende Menschen, die aber an sich leider sehr dumme Menschen sind, denen jegliche Weisheit fehlt. Und wenn, dann besitzen sie allenfalls das, was man Binsenweisheit nennt, also keine richtige Weisheit. Dieser Begriff Binsenweisheit bezeichnet gemeinhin eine allgemein bekannte Information, und mit diesem Ausdruck soll deutlich gemacht werden, dass eine als interessant vorgetragene Erkenntnis eigentlich keinen besonderen Wert hat, keine Neuigkeit darstellt oder keinen Wissenszuwachs bringt.

Der Begriff spielt auf die weite Verbreitung der Binsen, also Gras an sowie auf ihre einfache und knotenlose Form (kleiner Beitrag für den Biologie-Unterricht). So gab es bereits im Lateinischen die Wendung: „nodum in scirpo quaerere“, das heißt: „Stengelknoten auch an der Binse suchen“, also wenn jemand an einer simplen Feststellung herumdeuteln wollte.

Solche Leute gibt es zur genüge und leider finden sie auch immer wieder Gehör und deshalb warnt uns Jesus im Evangelium davor.

In Jesus von Nazareth ist die Weisheit, der Geist Gottes, wie in keinem anderen verkörpert. Macht ja auch Sinn, wenn er der Sohn Gottes ist. Und das ist auch der Glaube der Christen, dass wenn wir auf Jesus Christus hören, wir auf Gott hören. In den Worten des Evangeliums, welches wir hörten, weißt Jesus ganz im Sinn dessen, was wir aus dem Buch der Weisheit hörten daraufhin, dass Gottes Geist in dieser Welt herrscht.

Nicht immer verstehen wir das, erkennen wir das und manchmal zweifeln wir auch daran, aber fest steht, dass das Reich Gottes auch schon in diese Welt ein Stück hineinscheint. Wir müssen nur die Augen aufmachen und richtig hinsehen, dann erkennen wir es in Menschen um uns herum und in der Natur. Der Biologe Christian Wilhelm hat einmal gesagt: „Für mich war jeder Erkenntnis immer eine Gotteserfahrung. Wir dürfen die Schöpfung aber nicht vergöttlichen, sie ist nicht Gott. Aber er offenbart sich darin.“ Und so entdecken wir auch in der Schöpfung Gottes Geist und diese göttliche Weisheit.

Aber der Evangelist Lukas spricht in den Worten Jesu auch eine Mahnung aus an alle, die der Botschaft Jesu folgen wollen und auf seine Wiederkunft und seine Herrlichkeit warten, dass sie sich nicht verirren.

Er schreibt, was Jesus gelebt und gepredigt hat, ist schon das im hier und jetzt angebrochene Reich Gottes und damit verbunden sollen wir auch im hier und jetzt leben und das, was uns geschenkt und anvertraut ist sorgsam zu nutzen, weise damit umzugehen, um zu diesem Wort zurückzukehren. Eben nicht das Maximum herauszuholen, am besten auszubeuten und den größten Vorteil für uns zu erlangen, sondern mit den Dingen verantwortlich und weise umzugehen. Und darum sollen wir nicht auf die hören, die wie man so landläufig sagt „herum unken“!

In der Bibel klingt es nicht ganz so dramatisch, wenn es dort heißt, dass irgendwelche selbsternannten Propheten sagen, das Gottesreich sei hier oder da oder dort. So wie wir heute von ebenso selbsternannten Propheten den Untergang der Welt gerne einmal wieder prophezeit bekommen, aber er warnt davor und fordert auf weise zu sein und diese Weisheit nicht bei anderen zu suchen, sondern bei Gott.

Nur allzu oft und allzu schnell fallen wir auch heute auf die Verführer herein, die uns gebratene Tauben versprechen, dass wir ohne Arbeit schnell reich werden oder die, welche uns sagen, dass wir Vorräte an Klopapier und Trockenobst anlegen müssen, denn das Ende der Welte steht bald bevor.

Leid, Not und Krieg gab es zu allen Zeiten und Umweltverschmutzung auch. Weder mit Geld, noch mit Ignoranz und schon gar nicht mit Rückzug aus der Welt, werden wir diese Probleme lösen, sondern allein mit gesundem Menschverstand, Vertrauen auf Gott und einem guten Schuss Weisheit, die man nicht unbedingt in der Schule lernt, aber eine gute Bildung ist dafür definitiv auch nicht von Schaden. 

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

(Es gilt das gesprochene Wort!)

Pfr.i.E. Kay Lohse