Nicht die Glücklichen sind dankbar, sondern die Dankbaren sind glücklich
Manche Leute machen komische Sachen, ich habe die Woche gelesen, dass eine Frau jedes Jahr kurz vor Weihnachten eine kleine Aufmerksamkeit von ihrer Nachbarin vor der Tür findet. Die Nachbarin denkt sich immer etwas Besonders aus, um ihren Mitmenschen eine Freude zu machen, sie tut dies aus reiner Liebenswürdigkeit. Im letzten Jahr war es eine Blume, eine sogenannte Amaryllis.
Wer das nicht kennt, das ist eine große braune Zwiebel mit einem kleinen grünen Blatt oben drauf, sieht nicht sonderlich toll aus. Stellt man sie an die richtige Stelle, dann entfaltet sich nach wenigen Tagen eine wunderschöne große Blume, letztes Jahr brachte die bei uns eine riesige rote Blüte.
Ich habe es ja gar nicht so mit Blumen, aber schön finde ich die allzumal, da in dieser kalten Jahreszeit sonst nicht viel Buntes blüht.
Andere machen anderes. Letzten Sonntag kam ich nach 3 Tagen aus Berlin zurück und je weiter wir in den Süden kamen, desto mehr Schnee lag da. Richtig bewusst wurde mir das Problem erst, als ich zu Hause um die Ecke kam und alles eingeschneit war, aber und das war das Schöne, mein Nachbar hatte unserer Einfahrt, den ganzen Fußweg und auch den Hof schon freigeschoben. Ansonsten schiebt er schon mal die Einfahrt mit frei und ich im Wechsel seine, je nachdem, wer zuerst Schnee beräumt, aber das war ein wirklich netter Zug, sodass ich nach der langen Fahrt nicht noch Schnee schieben musste, sondern Feierabend machen.
Der Nachbar wollte mir eine Freude machen, er wusste, dass ich drei Tage unterwegs war und er hatte Zeit, dafür war ich sehr dankbar.
Dankbarkeit hat etwas mit „Denken“ oder „Gedenken“ zu tun und meint damit das Gefühl einer dankbaren Gesinnung. Wer dankbar ist, weiß im Herzen, dass man das Wertvollste nicht sich selbst verdankt. Wertvolles verdanken wir anderen, die an uns denken und das Wertvollste verdanken wir Gott. Das Wertvollste ist natürlich das Leben selbst, ich habe mich ja nicht selbst hervorgebracht und auch wenn ich natürlich meine Existenz meinen Eltern verdanke, so bleibt die letzte Verursachung meiner selbst Gott. Deshalb ist es wesentlich dankbar zu sein, da fast alles, was wir haben, immer mit anderen zu tun hat.
Und somit ist eine dankbare Grundhaltung im Leben zu entwickeln, trotz allem was geschieht und Dinge, Menschen und Ereignisse nicht als Selbstverständlichkeit zu empfinden, eben sehr wichtig. Dankbar sein macht dann auch genauso glücklich, wie gedankt zu bekommen. Ein Philosoph hat dazu einmal gesagt, dass „nicht die Glücklichen dankbar sind, sondern die Dankbaren sind glücklich."
Letztlich ist Dankbarkeit ein zutiefst religiöses Gefühl, das über das Offensichtliche und den Ausgleich für einen Gefallen weit hinausgeht. Es verweist eben auf Gott.
Es gibt aber auch die andere Seite, dass ich mit inneren Widerständen zu kämpfen habe, wenn mir zum Beispiel Dankbarkeit abverlangt wird, und dann einiges schief laufen kann.
Als ich da in Berlin Essen war, da meinte die Kellnerin, dass ich meine Dankbarkeit in einem großen Trinkgeld zum Ausdruck bringen müsste, aber erstens war ich nicht wirklich dankbar, denn die Qualität ließ leider etwas zu wünschen übrig und andererseits war sie für den Betrag, dessen Höhe ihr nicht gefiel, nicht dankbar. Letztlich gingen wir beide unzufrieden auseinander, das war schade, da waren die Erwartungen an den anderen jeweils zu hoch.
Zum Dank gehört dieses beglückende Gefühl echter aufrichtiger Dankbarkeit, alles andere sind daher gesagte Floskeln, irgendwelche Sprüche, die wir auswendig gelernt haben, so wie Eltern gern zu ihren kleinen Kindern sagen: „Na, was sagt man denn?“, wenn sie irgendein Bonbon geschenkt bekommen haben.
Im Psalm, den wir eben gehört haben, bekommen wir eine kleine Ahnung davon, was es bedeuten kann dankbar zu sein. Der Psalmist fordert dazu auf Gott für alle die Selbstverständlichkeiten zu danken, wofür wir schon lange aufgehört haben zu danken.
Er fordert auf zu singen und zu spielen, von Gottes großen Taten zu reden, seinen Namen zu rühmen und ihn zu suchen. Man könnte einfach sagen: Halleluja.
Die meisten wissen leider gar nicht, was dieses Wort bedeutet, man hört es oft jemanden sagen als Ausdruck dafür, dass etwas gut lief, besonders in Filmen und in vielen Liedern. Das Wort Halleluja bedeutet im Deutschen nichts anderes, als „Lobt Jahwe“, also lobt Gott, und zwar auch für die alltäglichen Dinge des Lebens.
Aber leider tun wir das oft nicht, es hat etwas mit unseren Erwartungen zu tun. Eine kluge Frau hat einmal gesagt, dass die Enttäuschung in der Größe der Erwartungen liegt und wenn ich eben zu viel erwarte, dann ist auch meine Enttäuschung um so größer, wenn sich nicht ereignet, was ich zu hoffen gewagt hatte.
Genau davon haben wir im Evangelium gehört, Jesus fragt das sie Umstehenden: Was habt ihr euch denn erwartet, viel Zinnober und Bimbamborium, braucht ihr das oder geht es nicht viel mehr um das Wesentliche? Fragt er sie.
Die Adventszeit kann uns anregen, dankbar und aufmerksam zu sein. Besonders für die alltäglichen Dinge des Lebens, für die kleinen Gesten und für die Lichtblicke in unserem Leben, und dann wird es gerade durch diese Dankbarkeit besonders hell und weit. Vielleicht nur über die schöne Blüte einer Blume oder die nette Hilfe unseres Nachbarn oder irgendeine andere Kleinigkeit unseres Lebens. Wichtig ist, dass wir nicht unserer Erwartungen zu hochschrauben, sondern das Dankbarkeit in uns wächst aus der Aufmerksamkeit gegenüber der Welt und den anderen, dann können wir für kleine Gesten und ganz wenig dankbarer sein, als über die vielen große Dinge, die wir uns zwar vielleicht wünschen, von denen wir aber jetzt schon ahnen, dass wir sie nie bekommen werden.
Und der Friede Gottes, der höher ist denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen
(Es gilt das gesprochene Wort!)
Pfr.i.E. Kay Lohse