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Andacht im Advent bei Kerzenschein

Predigt

„Kopf hoch“, das wird schon wieder.“ „Lass dich doch nicht so gehen!“ Du bist doch wer.“ Oder „In jeder Krise steckt auch eine Chance. Du musst sie nur ergreifen!“ Aufmunterungen und Appelle. Sie sind gut gemeint, aber nicht nur, dass „gut gemeint“ das Gegenteil von gut ist, sie helfen auch nicht, die Lebensweisheiten und guten Ratschläge, sie sind eben nur so dahin gesagte Redewendungen, ohne Bezug zur Sache oder zur Person.

Was hilft, wenn die Sorgen groß sind und die Hoffnung ganz klein ist? Wenn das Selbstvertrauen bröckelt und die Zukunft ein Meer aus Fragezeichen ist?

Was ist es, das Zuversicht stiftet, neue Hoffnung schenkt und uns Antrieb zum Neuanfang gibt?  

Die heutigen Texte erinnern nur wenig an Advent und anheimelnde Weihnachtszeit, sie schreiben von ganz anderem und doch reden sie von der Ankunft des Heilands, also Weihnachten, besonders Jesaja.

Vielleicht kommen uns in diesem Advent auch solche Gedanken, angesichts einer krisengebeutelten Wirtschaft und weil auch für uns so viele Zukunftsfragen offen sind. Dass mancher sich Sorgen macht, ob er so weiter heizen kann im Winter oder lässt das Auto öfters stehen, als je zuvor.

Sicher ganz andere Nöte als damals beim Propheten Jesaja oder gerade in dem Kriegsgebiet in der Ukraine, aber trotzdem belasten auch diese Sorgen die Familien hier bei uns in der Adventszeit, wo es doch sogar einige gibt, die darüber nachdenken, dass es dieses Jahr keine Geschenke gibt. Das klingt nach einem traurigen Weihnachten, auch wenn Geschenke nicht alles sind, aber ganz ohne, das deprimiert. 

Mitten hinein in diese düstere Stimmung und die Ängste malt Jesaja ein Zuversichtsbild:

Das Volk, das in der Finsternis wandelt, sieht ein großes Licht. Und über denen, die da wohnen im finsteren Lande scheint es hell.“

Das Nachtschwarz ist durchbrochen mit einem Hoffnungsstrahl aus Licht. Mühsame Wege werden wieder gangbar, weil das Licht Orientierung gibt, wie der Mond in finsterer Nacht oder im Notfall halt auch die Handy-Taschenlampe, die auf der dunklen Treppe hilft, um Stufe für Stufe voranzukommen und sicher ans Ziel zu gelangen.

Es löst nicht auf einmal alle Probleme, aber es lässt sich plötzlich wieder leben, weil da dieser Hoffnungsschimmer da ist, der die Dinge ins rechte Licht setzt.

Jetzt im Advent singen wir ganz oft von diesem Licht, wir sehnen uns danach, wir warten darauf. Man sieht das hier bei uns in der Gegend besonders deutlich, indem wir unsere Häuser schmücken, die Bäumchen in den Vorgärten, überall sieht man Schwibbögen, Engel, Pyramiden, mit denen wir unserem Wunsch nach einem wohlig wärmenden Licht zum Ausdruck bringen.

Aber es ist nur Zeichen für das Eigentliche, denn das Licht, worauf wir viel mehr warten, das ist das Licht, das nicht nur den Weg hell macht und die Hände wärmt, es ist das Licht, das die Herzen wärmt und unser Innerstes mit Glanz erfüllt.

Wir geben diesem Licht einen Namen: Wunder-Rat, Gott-Held, Friede-Fürst, der die dunkle Nacht erhellt, Zuversicht, die uns leuchtet, Jesus Christus.

Lichtblick und Zuversicht ist er auch in dunkler Zeit. Kein Appell, keine Ausrufezeichen und keine Forderungen, denn Zuversicht lässt sich nicht befehlen, sie leuchtet einfach und macht ganz plötzlich weiche Knie wieder fest.

Sie schenkt Hoffnung aus Glauben, hilft Menschen den Mut nicht zu verlieren, trotz aller Widerfahrnisse und mag keinen Zweckoptimismus, der meint, man müsse immer alles positiv sehen oder es doch nicht so schlimm sei, das ist viel zu flach, diese Sprüche nehmen das Dunkel und die Menschen nicht ernst.

Liebe nimmt sich die Zuversicht als Partner den Glauben und weiß, dass das Licht des Morgens schon aufzuscheinen beginnt, auch wenn es gerade noch finstere Nacht ist.

Wir stehen gerade am Anfang der Adventszeit, letzte Woche haben wir noch darüber nachgedacht, was uns traurig macht und der Verstorbenen gedacht.

Diese Woche ist nicht plötzlich alles hell und gut. Adventszeit ist Besinnungszeit, Zeit des Wartens auf die Ankunft Jesu, Advent bedeutet Ankunft. Wir haben jetzt eine Vorbereitungszeit, in der wir uns vorbereiten können auf Weihnachten, dazu gehört auch darüber nachzudenken, was wir schenken können oder etwas zu basteln, dazu gehört nicht in Hektik zu verfallen, sondern zur Ruhe zu kommen und das auch gern bei einer Tasse Kakao und Lebkuchen oder auf dem Weihnachtsmarkt. Vor allem bedeutet es aber bereit werden, bereit für die Christgeburt und das Neue, das mit Jesus beginnt, jedes Jahr wieder.

Es ist nicht nur die Erinnerung an die Geburt Jesu vor 2000 Jahren, Weihnachten wiederholt jedes Jahr dieses Ereignis, dass das Licht in die Welt kommt und Zuversicht spendet.

Bis zum Weihnachtsfest sind es noch reichlich drei Wochen, Zeit um Zuversicht auszustrahlen und zu verbreiten, für die, die in einer Krise stecken, die endlich den Kopf hochnehmen müssen oder sich immer noch gehen lassen, weil ihnen die Zuversicht fehlt. Darum ist so ein Lichtblick ganz wichtig.

In den kommenden Tagen gibt es bestimmt auch eine andere Möglichkeit noch jemandem Zuversicht zu schenken, einfach mal jemanden anzulächeln, ein freundliches „Guten Morgen“ zu schenken, vielleicht sogar jemanden anzurufen oder zu besuchen, den man schon längst einmal wieder besuchen wollte, vielleicht die eigenen Großeltern, aber ich bin mir sicher, da fällt euch etwas ein. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

(Es gilt das gesprochene Wort!)

Pfr.i.E. Kay Lohse

2012 andacht 5a02

2012 andacht 5a03