Wohl schon immer machen sich Menschen Gedanken über den Lauf der Welt. Die Jahreszeiten bestimmen das Leben. Und der Lauf der Gestirne fasziniert die Menschen. Einige Phänomene stechen besonders heraus, und sind sicher ganz vielen bekannt. Da gibt es Zeit, in der die Tage immer länger werden, und die Nächte kürzer.
Am längsten Tag haben wir in unseren Breiten zwischen Sonnenauf- und Untergang fast 17 Stunden. Es ist der 21.Juni, Mittsommer oder Sommersonnenwende genannt. Dann, erst gaaanz langsam, werden die Tage wieder kürzer. Aber die Nacht wird wieder länger. Wenn die Dunkelheit dann ganz bedrückend wird, schmücken wir Bäume, Fenster und Schwibbögen mit Milliarden kleinen Lichtern, die gegen die Dunkelheit ankämpfen. Zur Wintersonnenwende dann ist es geschafft: Im Kampf Dunkel gegen Helle gewinnt die Helligkeit täglich ein bisschen mehr Raum.
So ist es nicht verwunderlich, dass auch die junge christliche Religion an kosmischen Zeitenwenden ihre wichtigsten Feste angesiedelt hat.
Aus der Bibel ist kein Datum für die Geburt Jesu ablesbar. So konnte die junge Christenheit die Wintersonnenwende mit dem Weihnachtsfest sozusagen taufen. An der Tag- und Nachtgleiche im Frühling konnte sich das Osterfest ansiedeln. Zum Herbst-Äquinoktium feiern wir Erntedank.
Was ist mit der Sommersonnenwende?
Da gibt es den großen Vorläufer Jesu. Schon als Embryo begrüßt er den ebenfalls noch nicht geborenen Jesus. Er gilt als letzter und größter Prophet des alten Bundes. Sein Geburtsfest feiern wir am 24.Juni –> Johannes den Täufer.
Johannes und Jesus: Man könnte sie in einem Atemzug nennen wie Peter und Paul, so parallel verlief beider Leben und Sterben.
Ein paar Beispiele:
- beider Geburtsfest steht in zeitlicher Nähe zu einer Sonnwende.
- die Umstände der Geburt sind ähnlich außergewöhnlich.
- vom Mutterleib an war auch Johannes vom Heiligen Geist erfüllt, wie es im Lukasevangelium heißt (Lk 1,15), war er also von Gott erwählt.
- der Name „Jesus“ bedeutet „Gott rettet“; der Name Johannes bedeutet „Gott ist gnädig“.
- beider Namen wurde den Eltern von einem Engel im Auftrag Gottes gesagt.
- beide waren wirkmächtige Prediger
- beide wurden dafür hingerichtet, dass sie den Mund aufmachten, und auch unbequeme Wahrheiten offen aussprachen.
Begegnet sind sich Jesus und Johannes nach dem Lukasevangelium bereits vor ihrer Geburt, als das ungeborene Kind Johannes im Mutterleib Elisabets hüpfte. Erst ca. 30 Jahre später sehen wir die beiden im neuen Testament dann wieder, am Jordan, wo Johannes als Umkehr-Prediger und Täufer wirkt. Über die Zeit bis dahin berichtet das Neue Testament nicht viel:
Über den zwölfjährigen Jesus heißt es im Evangelium: Er wuchs heran und seine Weisheit nahm zu, und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen. (Lk 2,52) Ähnlich in Lk 1,80 über Johannes: „Das Kind wuchs heran und wurde stark im Geist.“ Und dann: „Und es lebte in der Wüste bis zu dem Tag, an dem es seinen Auftrag für Israel erhielt.“
Ein Kind in der Wüste? Wo die biblischen Schriften schweigen, füllen Legenden und Erzählungen die Leere. Zahlreiche Legenden gibt es über seine Kindheit, und wie sich da schon der spätere Gottesmann herausbildete.
Aber diese Legenden sollen ein andermal betrachtet werden.
Wie Johannes und Jesus ist auch jeder von uns von Gott berufen, hat einen Auftrag und ein Ziel für sein Leben. Und jeder hat Talente bekommen, Sachen und Eigenschaften, die ihn einzigartig und besonders manchen.
In dieser Zuversicht also lasst uns in die Sommerferien und ins Leben gehen,
wünscht Dir Pater Michael