Feiertagsstress!
Eigentlich dachte ich, dass man das nur zu Weihnachten kennt, vielleicht noch zu Ostern, aber jetzt im Mai, Anfang Juni, da mutet das doch ein wenig eigenartig an. Aber es begann schon in der Woche vor Christi Himmelfahrt, da tönte es täglich aus dem Radio, was ich alles machen soll oder könne, am Vatertag,
damit der zu einem echten Highlight wird. Dabei wurde auch gleich Frauen und Kindern nahegelegt, was sie ihren Männern und Vätern zu ihrem Ehrentag schenken könnten.
Eine Stockcar- Challenge im Chemnitzcenter, diverse Neueröffnungen von Biergärten und unzählige MännertagsBrunch-Angebote. Und so tönten dann auch den ganzen Tag aus dem Radio kunterbunte Vater- und Männertagswünsche sowie eine „fröhliche Christi Himmelfahrt“, wobei mir die Botschaft dieses Wunsches sprachlich etwas verborgen blieb.
Nachdem es Mittwochabend für die etwas länger Arbeitenden schon etwas schwierig war einzukaufen, insbesondere bestimmte Produkte, die neben Klopapier und Senf plötzlich auch knapp zu werden schienen, wie Steaks, Bratwürste und sogar Bier, konnte man Gott sei Dank am Freitag endlich wieder kaufen. Was auch von den vielen Brückentags-Freien rege genutzt wurde. Jedenfalls konnte ich mich in Leipzig gegen 10:00 Uhr beim Genuss einer Tasse Kaffee im benachbarten Café eines Einkaufsmarktes von der überdurchschnittlich regen Einkaufstätigkeit überzeugen. Ein wenig hatte ich mich gefragt, wie die Leute über Pfingsten kommen wollen, denn schließlich haben da die Geschäfte ganze zwei Tage geschlossen. Und da wären wir auch schon beim nächsten Thema, kaum hat man den einen Feiertag überstanden, kommt der nächste, Pfingsten.
Was hatten wir da noch mal gefeiert? Ach ja, ist auch egal. Haben wir genug zu essen und zu trinken, sind alle Bestände aufgefüllt, gibt es noch Holzkohle, habt ihr an den Kuchen gedacht? Ach was das wieder für ein Stress wird, wenn es nur schon vorbei wäre. Wohl dem, der am Dienstag noch frei hat, dann kann man wenigstens gleich wieder in die Kaufhalle und einkaufen. Dabei fällt mir ein, ich habe meine Frage ganz vergessen. Was feierten wir noch mal an Pfingsten?
Wir feiern die Sendung des Heiligen Geistes, den Jesus Christus seinen Jüngern verheißen hat, die Vollendung von dem, was wir an Ostern feierten. Ein Christusmysterium, wie es heißt, wird hier vollendet. Danach beginnt rein kirchjahreszeitmäßig eher so etwas, wie die sogenannte „saure Gurkenzeit“, aber zu Pfingsten, da steppt noch mal der Bär, jedenfalls kirchlich gesehen und eben nicht mit Bratwurst und Bier, sondern in Ruhe und Besinnung, bei aller Freude.
Das erste Pfingstfest war nach dem Bericht der Apostelgeschichte an einem jüdischen Feiertag, dem Erntedankfest für die Weizenernte, das fünfzig Tage nach dem Paschafest gefeiert wurde. Mit dem Dank an die Frucht der Erde verband sich ein anderer Dank, nämlich die Erinnerung an den Bundesschluss am Sinai, der Dank für das gegebene Land, Heimat zu haben und genug zu essen.
Im Pfingstfest, fünfzig Tage nach Ostern, feiern die Christen die sogenannte Ausgießung des Heiligen Geistes, den neuen Bundesschluss Gottes mit den Menschen. „Dieser gute Geist bewirkt bei Menschen, nicht nur früher, sondern auch heute neue Kraft, neuen Mut. Wer vom Heiligen Geist erfüllt wird, spürt, dass sich innerliche Leere füllt mit der Liebe, die von Gott kommt. Dieser Heilige Geist, der auf die Jünger herabkam, schuf die Einheit der Gläubigen und hob damit die Kirche aus der Taufe.
Und was machen wir? Wir schoppen ohne Ende, hoffen dass der Spritpreis sinkt, horten Lebensmittel, die wir über das Pfingstfest doch nicht aufessen und vieles davon wegwerfen werden!
Wie gern wohl andere Menschen dieses Pfingsten feiern würden. Vielleicht mit dem Wunsch, es überhaupt feiern zu können oder gar danken zu können für das Land, die Früchte, das Essen, die Bewahrung durch Gott – in der Ukraine und an vielen anderen, inzwischen fast vergessenen Orten dieser Welt, wo Krieg herrscht.
Pfr.i.E. Kay Lohse