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Veränderungen?

Diese Woche ist Weihnachten nun endgültig vorbei. Obwohl schon in der ersten Januarwoche die meisten Weihnachtsbäume hier bei uns von der Müllabfuhr geholt wurden, musste ich feststellen, dass in Berlin noch Dutzende von Weihnachtsbäumen einfach am Straßenrand lagen und ich fragte mich, ob die Stadtreinigung dies übersehen hat, was angesichts der großen Zahl eher unwahrscheinlich schien

oder ob man auf diese Weise versuchte, Weihnachten und den Winter künstlich noch ein wenig in die Länge zu ziehen. Schließlich wird ja in Berlin ehedem weniger illuminiert und damit auch weniger ein Weihnachtsgefühl erzeugt und Schnee ist dort auch eine Fehlanzeige.

Somit würden die, wenn auch oft recht traurig ausschauenden, Weihnachtsbäume doch zumindest noch ein wenig an die Weihnachtszeit und den Winter erinnern. Das ist natürlich Quatsch, warum auch immer die Weihnachtsbäume nicht abgeholt wurden! Aber Weihnachten geht diese Woche spätestens zu Ende und das auch, wenn beim einen oder anderen immer noch eine Weihnachtsbeleuchtung, ein Adventstern oder was auch immer herumhängt beziehungsweise leuchtet.

Eigentlich endet Weihnachten am Sonntag nach dem Epiphaniasfest, auch wenn die dann folgende Zeit noch zum Weihnachtsfestkreis gehört. Früher ging Weihnachten offiziell bis zum Fest Lichtmess am 02. Februar und das haben sich viele bis heute erhalten, selbst wenn sie sonst nichts mehr mit Glauben und Kirche zu tun haben. Aber nun ist endgültig Schluss, der nächste Sonntag nennt sich 4. Sonntag vor der Passionszeit und macht von daher schon deutlich, was da auf uns zu kommt. Und doch hängen noch viele an Weihnachten und es ist nicht nur die Faulheit, die Weihnachtssachen wegzuräumen, sondern es ist auch der Wunsch, sich das anheimelnde Gefühl von Weihnachten noch ein Stück zu bewahren.

Wir haben Angst vor Veränderung, selbst wenn es nichts tief Einschneidendes ist. Veränderungen reißen uns immer aus unserer Gemütlichkeit, aus der Komfortzone unseres Lebens.

Im Markus-Evangelium heißt es im 6. Kapitel, dass „Jesus die Zwölf zu sich rief und anfing sie auszusenden, je zwei und zwei, und gab ihnen Macht über die unreinen Geister und gebot ihnen, nichts mitzunehmen auf den Weg als allein einen Stab, kein Brot, keine Tasche, kein Geld im Gürtel, wohl aber Schuhe an den Füßen. Und zieht nicht zwei Hemden an! Und er sprach zu ihnen: Wo ihr in ein Haus geht, da bleibt, bis ihr von dort weiterzieht. Und wo man euch nicht aufnimmt und euch nicht hört, da geht hinaus und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis. Und sie zogen aus und predigten.“

Was soll ich heute anziehen? Soll ich mir dies oder jenes kaufen? Soll ich dies oder das studieren oder hier oder dort wohnen? Habe ich alles probiert, alle Möglichkeiten ausgeschöpft? Habe ich das Beste aus der Situation gemacht? Optionen haben wir reichlich, zumindest in den meisten Situationen, aber vielleicht werden wir dereinst gar nicht gefragt, ob wir das Optimum aus unserem Leben herausgeholt haben. Vielleicht lauten die Fragen ganz anders: Warst du dort, wo du gelebt hast, wirklich anwesend? Warst du zur Stelle, als man dich brauchte? Hörtest du, als man dich rief? Hätten die Jünger alle Eventualitäten abgeklärt und vorher alle möglichen Varianten bedacht und alle Gefahren versucht einzuschätzen, alle Risiken abgewägt, dann wären sie nie dazu gekommen auszuziehen und zu predigen. Sie haben den Ruf gehört, den Auftrag angenommen, und sind losgegangen, ohne sich vor den zu erwartenden Veränderungen zu fürchten, darum hat es auch funktioniert. Der amerikanische Schauspieler Woody Harrelson soll einmal gesagt haben: „Veränderung passiert am schnellsten, wenn jemand mit gutem Beispiel voran geht.“ Nicht, wenn wir erst einmal abwarten, was die anderen machen.

                                                                                                                               Pfr.i.E. Kay Lohse