Esel, Schaf und Ochse findet man schon in der Krippe, die restlichen Figuren fehlen noch, aber die Tiere sind schon da. Ich habe mich gefragt, wo überhaupt in der Bibel steht, dass ein Ochse und ein Esel an der Krippe waren, genau genommen nämlich nirgends.
Zwar ist mehrfach im Neuen Testament von Ochs und Esel auch im Zusammenhang mit einer Krippe die Rede, aber nicht bei der Weihnachtsgeschichte. Letztlich ist es wohl eher ein logischer Schluss. Wenn Maria das Kind in einem Stall bekommt, dann werden da wohl auch Tiere gewesen sein. Und was wäre naheliegender als ein Ochse, der als wichtiges Zugtier in der Nacht seine Ruhe im Stall genießt und ein Esel, der als Reit- und Lasttier wohl auch auf jeden Bauernhof, also in jede Stallung gehörte. Das Schaf erschließt sich nicht sogleich, denn es ist zwar von den Hirten die Rede, die ihre Schafe weideten, aber wieso steht da ein Schaf im Stall oder haben das die Hirten mitgebracht und wenn ja, warum, sind doch die vielen anderen zurückgeblieben? Fragen über Fragen und während ich das so schreibe, liegt neben mir ein Stapel Weihnachtskarten, die ich in den nächsten Tagen schreiben möchte und auf dem Bild sieht man das Jesuskind, Maria, Josef, die Hirten, Engel und natürlich Ochs und Esel, aber das Interessanteste ist, dass ein Hirte ein Schaf hochhält und das Jesuskind streichelt das Schaf am Kopf. Dabei legen die Engel ihre Hände auf den Arm des Hirten, als ob sie ihn ermutigen wollen, Jesus das Schaf hinzuhalten.
Manchmal sagt man, dass Tiere bestimmte Dinge früher wahrnehmen, zum Beispiel einen Wetterumschwung oder Gefahren. Jetzt ist es bestimmt etwas weit hergeholt zu sagen, dass sich Jesus als Säugling zuerst der Tiere annimmt, ehe überhaupt die Hirten, später die Könige und dann die anderen Menschen auf ihn aufmerksam werden, aber vielleicht hat es schon ein wenig damit zu tun, dass die Tiere etwas schneller sind als wir. Tiere tun ganz oft das Nötige, sie fressen und saufen, wenn es an der Zeit ist, sie schlafen, wenn sie müde und matt sind und dabei sind sie trotz allem aufmerksam. Um wieviel anders sind da wir schlauen Menschen, wir tun die Dinge nicht unbedingt, wenn sie dran sind und wir machen viele unnötige Dinge und wir sind für unserer Umwelt ganz oft blind.
Auch jetzt in der Adventszeit sind uns die Weihnachtsmärkte wichtiger als die Vorbereitung auf das Christfest, das gute Essen und die dicken Geschenke wichtiger als die Christgeburt und spätestens am 2. Weihnachtsfeiertag ist Weihnachten durch, ehe es eigentlich richtig begonnen hat. Tiere sind aufmerksamer als wir. Oft nutzen wir ihre Fähigkeiten für unsere Zwecke, angefangen vom Wetterfrosch bis zum Coronaspürhund, der sicherer ist als jeder Test. Warum also sich nicht mal auf die einlassen, die da schon an der Krippe sind, denn sie machen uns deutlich, da kommt noch was. Wir schlauen wissen das natürlich, da werden nach und nach die anderen Figuren die Krippe ergänzen, in manchen Kirchgemeinden werden dann auch erst am 06. Januar die Heiligen Drei Könige dazugestellt, aber es ist noch mehr. Es wiederholt sich ja jedes Jahr diese Christgeburt, die Menschwerdung Gottes an Weihnachten, aber es wird zum puren Schauspiel, das nur eine kurze Zeit anhält und dann gehen wir wieder zur Tagesordnung über. Vielleicht können wir in diesem Jahr einmal mehr darauf achten, wie es immer mehr werden an der Krippe? Und es fängt mit den scheinbar Unwichtigsten an, den Tieren, die aber schon ahnen, dass da etwas Wichtiges passiert, lange ehe die vermeintlich Wichtigen auch noch hinzukommen. Wenn wir über die kommenden reichlich 3 Wochen langsam merken, wie es um die Krippe herum viel lebhafter wird, dann bleibt uns dieses Bild vielleicht auch länger im Herzen und verlischt nicht alsbald mit dem Ferienende. Dann bleibt von Weihnachten mehr als teure Geschenke und Gewichtszunahme, dann bleibt etwas von der Ahnung, dass da noch einiges auf uns zukommt.
Pfr.i.E. Kay Lohse