Merkels Erbe

Es war – zum Abschluss – eine fröhliche Melodie: Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr spielte im Dezember 2021 beim Großen Zapfenstreich für Angela Merkel das Lied von Nina Hagen „Du hast den Farbfilm vergessen“. Das wurde allerorts als eine Erinnerung an Merkels Jugend in der damaligen DDR gewertet. Ihr halbes Leben hatte sie dort verbracht, dies öffentlich jedoch eher verschwiegen. Erst gegen Ende ihrer Kanzlerschaft hatte sich das geändert.

Den Impuls zu seinem Buch „Die Täuschung – Angela Merkel und ihre Deutschen“, sagt Eckart Lohse, habe Angela Merkels letzte Rede als Kanzlerin zum Tag der Deutschen Einheit gegeben, am 3. Oktober 2021. Das sei die überraschendste Rede gewesen, die er in all den Jahren, in denen er Angela Merkel beobachtet habe, von ihr gehört habe, berichtet Lohse.

Dr. Eckart Lohse ist Leiter des Berliner Parlamentsbüros der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und war am 01. Oktober 2025 im Zwickauer Römerforum der Katholischen Akademie zu Gast. Dr. Lohse hatte Merkel lange begleitet. Er betont: „Sie hat einen völlig neuen Akzent gesetzt und klargemacht, dass sie immer den Eindruck hatte, nie so ganz als Bundesdeutsche anerkannt worden zu sein.“ Dr. Lohse unterstrich aber gleich zu Beginn seiner Gedanken, dass er als journalistischer Beobachter angesichts der Geschwindigkeit der Ereignisse manche Dinge nicht in der Schärfe erkannt und benannt hatte, die sich aus dem Rückblick ergaben. Wohlfeile Besserwisserei sei fehl am Platze.  Dr. Lohse ging dabei, ausgehend von Merkels Herkunft, vor allem der Frage nach, warum sie immer wieder auch wider besseres Wissen so handelte, wie sie gehandelt hatte.

Thomas Wagner

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