W-Fragen des Friedens

Mit einer in Kooperation mit der VHS Zwickau entstandenen dreiteiligen Reihe zur gegenwärtigen geopolitischen Lage und den verschiedenen Blickrichtungen auf die Wiederherstellung des Friedens im Krieg zwischen Russland und der Ukraine eröffnete das Römerforum am 01. Februar 2023 eine lebhafte Debatte.

 

Aus Hamburg war an diesem Tag Prof. Justenhoven angereist, der sich mit den ethischen Grundlagen für Europas Konflikte befasste. Prof. Dr. Heinz-Gerhard Justenhoven ist leitender Direktor des Instituts für Theologie und Frieden in Hamburg. Justenhoven stellte die Frage, wie vor dem Hintergrund des Kriegs Russlands gegen die Ukraine aber auch der immer neu hoch kochenden Unruhen auf dem Balkan, Optionen nicht nur auf ein Ende der Kampfhandlungen bestehen, sondern wie der Friede angesichts von Tod und Zerstörung wiedergewonnen werden kann. Wie lassen sich Freiheit und europäische Integration, politische Selbstbestimmung und Unterwerfung unter das Recht vereinbaren? Bietet die europäische (Friedens-)Ordnung einen Rahmen, um Frieden auf dem Balkan, irgendwann auch Frieden zwischen der Ukraine und Russland möglich zu machen? Diese Fragen und Denkanstöße standen im Mittelpunkt seiner Ausführungen.

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Die menschlich verständliche Frage `Warum Krieg?´ kann wohl letztlich niemand schlüssig beantworten. Auch die Aussage `Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein´, so 1948 der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Amsterdam, kann einen ratlos zurücklassen. Kurz nach Beginn des Angriffskrieges der Russischen Föderation gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 waren Stimmen auch aus dem kirchlichen Umfeld wieder zu hören, die vom gerechten Krieg sprachen, sogar mit Bezug auf kirchenamtliche Dokumente wie zum Beispiel auf den Katechismus der Katholischen Kirche. Ist dies aber tatsächlich zutreffend? Und was bedeutet das mit Blick auf die Ukraine und ihre Geschichte? Diesen und andere Gedanken verfolgte Prof. Dr. Thomas Elßner, Professor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar und Referatsleiter für ethische Grundsatzfragen beim Katholischen Militärbischofsamt, Berlin, am 08. Februar 2023.

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Für viele Menschen war im Februar letzten Jahres das eigentlich Unvorstellbare eingetreten. Etwas, von dem zahlreiche geglaubt hatten, dass die Nachkriegsordnung von 1945 – oder spätestens die von 1990 – ein derart stabiles Gerüst sei, das einen Angriffskrieg eines Landes auf einen europäischen Nachbarstaat verhindern würde. „Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht“ – lautete die viel zitierte Einschätzung der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock am 24. Februar 2022. Und auch zahlreiche Politologen, Historiker und Sicherheitsexperten sind sich weitgehend einig: Dieser Krieg ist eine geopolitische Zeitenwende.

Aber was genau könnte sich ändern? Wer wird mutmaßlich den Ton angeben und welche Rolle könnte Europa bald noch spielen? Wie wird sich das geopolitische Machtgefüge zukünftig verändern?

Diesen und anderen Inhalten widmete sich am 01. März 2023 PD Dr. habil. Markus Kaim, Lehrbeauftragter am Institut für Politikwissenschaft der Universität Zürich und an der Hertie School of Governance, Berlin und Senior Fellow in der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik der Stiftung Wissenschaft und Politik.

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Es ist fast ein Jahr her, dass Russland die Ukraine in einem groß angelegten Angriff überfiel. Der Krieg - der bereits seit 2014 im Donbass tobte - dehnte sich mit brutaler Gewalt aufs ganze Land aus. Der Krieg ist eine Katastrophe, für die Ukraine, aber auch für den Aggressor Russland und für die Europäische Union, die einmal als »Friedensprojekt« angefangen hat.

Thomas Wagner