Segeltörn 2024

Freitag, 31.05. 2024

Ohne eine Ahnung, was uns erwarten würde und als Crew, die sich bisher größtenteils nur aus dem wöchentlichen Segelunterricht in der 8./9. Stunde kannte, ging es für uns um 14 Uhr am Platz der Völkerfreundschaft los in Richtung Ostsee. Nach einer Stunde Stau und einer gemeinsamen Pause bei McDonald’s erreichten wir unser Ziel, den Hafen Barth.

 

Unser Gepäck verstauten wir mühsam an Bord der Ronja und trafen uns auf einem der anderen Boote zu einer kurzen Besprechung, wobei sich Gespräche über mögliche Segelrouten und den Katholikentag ergaben. Gegen Mitternacht ging es zurück auf unser Boot und nach einer kurzen Auswertung des erstellten Essensplans dann endlich in unsere Kojen.

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Samstag, 01.06.2024

Heute war zunächst Einkaufen angesagt. Während sich unser Co-Skipper Thomas und Tavia mit dem von Anna erstellten, einwandfrei sortierten Einkaufszettel auf den Weg machten, übte der Rest der Crew fleißig Knoten, lernte den Einhand Palstek und beschäftigte sich mit den Gegebenheiten an Bord der Ronja. Mit verstautem Essen und nach einer Sicherheitseinweisung zu Rettungswesten, Verhalten im Brandfall und Pyrotechnik an Bord, waren wir dann um 13.56 Uhr endlich bereit für unser erstes Ablegemanöver, welches sich mit Hilfe zahlreicher Fender als gar nicht so schwer herausstellte. In der Hafenbucht durfte jeder von uns zunächst erstmal ausprobieren, wie es sich anfühlt, das Boot unter Motor zu steuern. Nach einem seemännischen Ritual mit Rum, um Rasmus und Neptun, die Götter des Windes und des Meers für unseren Törn gnädig zu stimmen, fuhren wir aufgrund einer relativ schmalen Fahrrinne und ungeeignetem Wind mit Motor los. Nach Möglichkeit probierten wir die Segel zu setzen, blieben aber größtenteils auf den Motor angewiesen. Gegen 18 Uhr kam es dann zum ersten Zwischenfall an Bord der Ronja. Maras Cap ging über Bord und es war uns nicht möglich, diese wieder aufzunehmen. Ein zufällig vorbeifahrendes Boot machte sich erfolgreich auf die Suche und wir tauschten die Cap gegen eine Flasche Wein. Wenig später erreichten wir unser Ziel den Hafen Barhöft, wo wir direkt mit dem Kochen anfingen. Später ließen wir den Abend mit einer Mückenplage und wahlweise dem Championsleague-Finale oder einem Sonnenuntergang auf einer Aussichts-plattform ausklingen.

Sonntag, 02.06.2024

Nach unserem gemeinsamen Frühstück war es die erste Herausforderung, sich die Zeit bis zum Ablegen gut einzuteilen. Neben dem Anziehen und Zähne putzen, mussten wir abwaschen und alles zum Ablegen bereit machen. Kurz nach 10 war es dann so weit. Als das Ablegen nach mehreren Versuchen gelang, machte uns das Ruder Schwierigkeiten, in dem sich vermutlich etwas verfangen hatte und das uns deshalb nach Steuerbord treiben ließ. Trotz allem setzten wir etwa eine Stunde später die Segel und standen abwechselnd mit Raumwindkurs am Steuer. Ein absolutes Highlight des Tages stellten die Tümmler dar, die wir hinter unserem Heck sichteten. Angekommen im Tromber Wieck, der Bucht, in der wir für die kommende Nacht ankern wollten, übten wir Wenden und Halsen. Nach erfolgreichem Ankern schien die Gelegenheit perfekt, die Badesachen rauszuholen, um die anderen Boote, die in sicherer Entfernung ebenfalls geankert hatten, zu besuchen. Dabei wurden wir unterschiedlich freundlich aufgenommen. Als die Nudeln gekocht und verzehrt waren, war es an der Zeit, sich mit den eher unangenehmen Themen auseinanderzusetzen. Von Beginn an schien unsere Toilette an Bord nicht richtig zu funktionieren und es war der Moment gekommen, wo es notwendig wurde, sich mit dem Fäkalientank zu beschäftigen. Nach zweistündigen, vergeblichen Reparaturversuchen durch unsere Skipper mussten wir nun andere Möglichkeiten finden, unsere Notdurft zu verrichten. Weil auch unsere Servicebatterie Probleme machte, entschieden wir uns, am nächsten Tag in Sassnitz den Vercharterer zur Behebung unserer Komplikationen zu treffen. Unsere Nacht war kurz, da wir abwechselnd Ankerwache hielten, um sicherzustellen, dass sich unser Boot noch an derselben Stelle befindet.

Montag, 03.06.2024

Nach einem stärkenden Frühstück mitten auf der Ostsee lichteten wir unseren Anker und begannen den Tag mit Fender-über-Bord- Manövern. Anschließend setzten wir die Segel, mussten diese jedoch aufgrund von Windstärke 5 und vielen Böen wenig später wieder einholen und konnten erst das letzte Stück bis zum Hafen Sassnitz wieder unter Segeln fahren. Dort angekommen, war die funktionierende Toilette unser erstes Ziel. Später reparierten zwei Männer unser Boot, während wir einen Rewe aufsuchten, um die durch unseren Fäkalientank ungenießbar gewordenen Lebensmittel zu ersetzen.

Dienstag, 04.06.2024

Bei schönstem Wetter und fürs Segeln viel zu wenig Wind startete unser vierter Segeltag mit einem gelungenen Ablegemanöver ausschließlich über Leinen. Weil es bei so wenig Wind fast unmöglich war, zu segeln, entscheiden wir uns, unseren Spinnacker rauszuholen. Den mussten wir dann je nach Wind immer wieder setzten und einholen, um Fahrt zu machen. Viel später als alle anderen Boote, die mit Motor gefahren waren, kamen wir dann am Treffpunkt an, wo wir ein Päckchen bildeten. Dieses lösten wir jedoch nach kurzer Zeit aufgrund von stärker werdenden Wellen auf. Mit gesetztem Spinnacker ging es dann weiter zum Hafen Lauterbach. Beim letzten Einholen des Spinnackers verklemmte sich eine Leine und es war uns nicht möglich, das Segel auf normalem Weg einzuholen. Letztendlich flatterte der Spinnacker dann hinter unserem Boot (was Thomas natürlich erstmal filmen musste – wie auch sonst alles) und wir zogen das Segel ins Cockpit, wo wir es mühsam in der Vorrichtung verstauten. Am Abend sangen wir an Bord der Ronja gemeinsam Lieder, die Thomas mit der Ukulele begleitete. Der absolute Favorit war dabei Drunken Sailor. Die Nacht verbrachten einige von uns an Deck unter dem Sternenhimmel.

Mittwoch, 05.06,2024

Aufgrund von starkem Wind entschied unser Flottenadmiral, dass wir zunächst im Hafen bleiben. Das bedeutete für uns einen entspannten Morgen mit Pancakes und ausführlichem Frühstück. Gegen 12 Uhr hatte der Wind dann so weit nachgelassen, dass wir ablegen und die Segel setzen konnten. Der Gegenwind zwang uns dazu zu kreuzen und wir fuhren insgesamt 29 Wenden, um unser Ziel, den Hafen Marina Neuhof zu erreichen. Dort angekommen, gingen ein paar von uns baden, andere duschen und wir bereiteten das Abendessen vor.

Donnerstag, 06.06.2024

Heute ging es zeitig los. Schon gegen um 7 Uhr war Ablegen angesagt, um die Ziegelgrabenbrücke 8.20 Uhr zu durchqueren. Nach erfolgreicher Durchquerung ergab sich der wunderschöne Blick auf die Stadt Stralsund. Unser Skipper Lutz übernahm das Steuer und gab uns eine Tour durch den Hafen mit Erklärungen zur Gorch Fock und Traditionen der Hafenstadt. Im Anschluss daran konnten die Segel gesetzt werden. Einige Zeit später begannen wir, Fender-über-Bord- Manöver unter Segeln zu üben und liefen dabei auf Grund. Nach anderthalb Stunden und unzähligen Versuchen, uns mit vielen Umdrehungen des Motors, Krängung des Boots durch Verlagerung unseres Gewichts und mit der Hilfe eines kleinen Motorboots zu befreien, kam dann die, vermutlich von einem vorbeifahrenden Schiff informierte Seenotrettung. Nachdem wir - typisch deutsch - einen Zettel unterschrieben hatten, befanden wir uns innerhalb weniger Momente wieder im Fahrwasser und konnten unsere Fahrt fortsetzen. Nur etwa eine halbe Stunde nach der Rettungsaktion mussten wir ein weiteres negatives Erlebnis hinnehmen. Nils‘ Handy ging über Bord und konnte, so schnell wie es aus der Tasche gerutscht war, nicht gerettet werden. Vor dem Hafen Dabitz übten wir erneut Wenden und Halsen, in denen wir als Crew immer sicherer wurden. Angelegt im Hafen, gab es Pommes für alle und ausführliche Gespräche über die spannenden Ereignisse des Tages. Wir sangen ein letztes Mal die uns inzwischen vertrauten Seemannslieder und lachten über viele Witze.

Freitag, 07.06.2024

Der letzte Tag unseres Segeltörns. Heute ging es nur noch 7 Seemeilen von Dabitz aus zurück nach Barth. Nach dem Tanken legten wir an, packten unsere Taschen und reinigten die Ronja von innen und außen. Nach der Übergabe an den Vercharterer, machten wir uns auf dem Weg in Richtung Autos und dann zurück nach Zwickau, wo wir gegen 23 Uhr wohlbehalten ankamen. Obwohl uns diese Woche an vielen Stellen Kraft und Nerven kostete, waren wir uns einig, dass wir die Erfahrung, das Segeln, aber auch die Zeit mit unserer Crew auf keinen Fall missen möchten.

Tavia Dittrich