Schicht im Schacht (veröffentlicht: 01.06.2016)

Am Kindertag machte Herr Muck seinen Schülern des Geographie- und Mathematikgrundkurses eine besondere Freude - Es ging in den Schacht!

 

Wir stiegen in den Sauberg bei Ehrenfriedersdorf ein. Zunächst begrüßte man uns in der Schwarzkaue mit einem kräftigen "Glück Auf", ehe wir uns in Kumpel Kleidung warfen und in 110 Meter Tiefe einfuhren. Der Korb musste bei einer Schüleranzahl von 26 Abiturienten und Abiturientinnen 3 Mal bei einer Geschwindigkeit von 4 m/s diese Höhe überwinden, ehe die Führung unter Tage beginnen konnte. Aus Sicherheitsgründen mussten Schachtsignale mittels einer Klingel gegeben werden, die mit ohrenbetäubendem Lärm läutete.

Unter Tage begann die Führung des stillgelegten Erzbergwerkes, welches in der DDR Zink- Eisen-, Zinn- und Silbererz zutage brachte. Damals waren etwas mehr als 600 Menschen im Bergwerk Sauberg bei Ehrenfriedersdorf angestellt, von ihnen arbeiteten 250 unter Tage. Die Arbeit wurde in 3 Schichten eingeteilt. Eine solche dauerte etwa 8 Stunden und begann mit der Einfahrt in den Schacht, wobei zuerst in der Sprengkammer Halt gemacht wurde, um den Bedarf an Sprengmittel für die Schicht zu decken. Im Anschluss hatten die Kumpel eine 20 minütige Pause, in der sie in der Lage waren etwas zu essen.

Danach fuhren sie auf ihre Sole und arbeiteten dort bis Schichtende. Den Gewinn an Erz maß man in Hunten und dieser betrug pro Tag 1200, was in etwa 1 Tonne Erz entsprach. Das Werk war anfänglich 200 Meter tief und es wurden 6 Solen geschürft, die 7. nutze man aus Sicherheit nicht. Das Bergwerk wurde 1990 geschlossen und steht nun zur Besichtigung für Interessierte zur Verfügung.

Während wir durch das Bergwerk auf dem Besucherweg liefen, zeigte uns der Führer an mehreren Stationen die Arbeit, die damals verrichtet werden musste, ebenso die Geräte, wie verschiedenste Bohrer, Loren (auch Hunte genannt), den Bunkerlader, der Bohrwagen und viele weitere Gerätschaften; er erklärte uns ihre Nutzweise und wie viel Lärm sie produzieren konnten, indem er sie anstellte und vorführte. Mit vielen kleinen Geschichten und Anekdoten zu jedem Werkzeug sorgte der Führer auch für Unterhaltung.

An einer Stelle im Bergwerk wurde sogar eine Sprengung für Zuschauer simuliert, an einer anderen waren wir Schüler sogar in der Lage mit einem Bohrer in die Wand zu bohren, um mögliche Löcher für Sprengpatronen zur Erzgewinnung oder Wegerschließung zu kreieren. An einer dritten durften wir durch einen engen Tunnel kriechen und danach in einer Grubenbahn fahren. Am Ende der Grubenbahnfahrt befand sich ein Holzwasserrad, welches damals von Georgius Agricola, einem lokalen Montanisten und Geologen, konzipiert wurde, um das Wasser aus tieferen Schächten (Sohlen) zu Pumpen. Dieses Wasserrad, welches im sogenannten Heinzenschacht befindet, funktioniert auch heute; es wurde damals 1563 erbaut. Durch die ständige Feuchtigkeit und Arbeit, die es verrichtet, blieben das Wasserrad und auch die Pumpanlage erhalten.

Am Ende der Besichtigung, welche nur 2 1/2 Stunden dauerte, schloss sich ein Essen an, nach Bergmannsart: deftig und reichhaltig. Herr Muck bedankte sich nochmal herzlich für die zwei wunderbaren, reibungslosen und vor allem unterhaltsamen Jahre, die er mit seinem Mathematik- und Geographiegrundkurs verbringen durfte.

Nun, wo alle seine Schüler erfolgreich das Abitur bestanden haben bleibt nur noch zu sagen: Nach der Arbeit kommt das Vergnügen und Schichtende im Schacht. Glück Auf!

Johannes Heinze