Ein seltsam menschenleerer, nächtlicher Georgenplatz, ein Hauch von Abenteuer in der herbstlich kühlen Luft und 40 Schülerinnen und Schüler, die sich soeben auf die lang ersehnte Studienfahrt begaben - so startete die Reise in die Toskana am Sonntagabend, dem 11.09.2022. Die ersten Stunden im Reisebus waren gefüllt mit Erwartung und einer gewissen Abenteuerlust, doch nach einigen Stunden kehrte die erwartete Ruhe ein und man versuchte zu schlafen, was dem einen mehr, manch anderem weniger gelang.
Nach etwa 14 Stunden Fahrt und der Bekanntmachung mit unserem Busfahrer Eddie, der uns die nächsten fünf Tage treu begleiten sollte, erreichten wir pünktlich zur Mittagszeit unser erstes Ziel. Sonnig empfing uns das italienische Pisa. Dort stieg unser Reiseführer zu, den manche Martino Contadino nennen, und versorgte uns von da an während unseres Italienaufenthaltes täglich mit Informationen und interessanten Einblicken in die Geschichte. Zu Fuß traten wir den Weg zu unserer ersten Besichtigungsstätte an: das Areal rund um die Kathedrale, die Taufkirche und nicht zuletzt natürlich dem berühmten Schiefen Turm. Letzterer stellte sich tatsächlich als ein geeignetes Objekt heraus, um einige Fotos zu riskieren. Aber auch die beiden anderen Gebäude, von denen wir zumindest das größere, die Kathedrale, auch von innen bestaunen konnten, stellten sich als architektonische Kunstwerke heraus. Sie waren die ersten dieser Art, von der wir in den folgenden Tagen noch einige zu sehen bekommen würden. Mit einigen Umständen, die sich durch den In Pisa stattfindenden Dreh der Serie „Augustus“ ergaben, erkundeten wir so das Herz der Stadt und ließen uns gern im Schatten auf den weiten Rasenflächen nieder. Gegen Abend traten wir schließlich (und endlich…) den Weg zu unserem etwa 40 km entfernten Hotel an. Mit dem italienischen Zug, der uns leider einige Organisationsprobleme bescherte, fuhren wir durch die weite grüne Landschaft der Toskana, die von Weinbergen gesäumt und mit hübschen Städtchen versehen ist. Gegen acht erreichten wir Montecatini Terme, ein kleinerer Ort, der besonders bei Touristen beliebt ist. Nach einer weiteren halben Stunde Fußmarsch nahmen uns die freundlichen Mitarbeiter des Hotels auf und wir konnten die Zimmer beziehen. Doch zuallererst wurde der Pool des Hotels in Besitz genommen- eine willkommene Abkühlung nach einem solch aufregenden Tag!
Der nächste Morgen begann für uns alle um etwa 7:30 Uhr mit einem süßen italienischen Frühstück im Hotel. Später fuhren wir mit unserem Bus ab. Auf dem Programm stand zuerst San Gimignano, eine nette kleine toskanische Stadt mit mittelalterlichem Stadtkern. Wir schlenderten durch die kleinen Gassen, genossen den ersten Ausblick über die Landschaft mit ihren Olivenbäumen und den Hügelketten doch die erste Station erwartete uns sogleich im Innern der Stadt: der Duomo Collegiata di Santa Maria. Wir staunten über die detailverliebte Innengestaltung dieser Basilika, die rundum mit bunten Malereien geschmückt war und lauschten gespannt den Erläuterungen unseres Informanten Martin, der uns gern die Geschichten erklärte, die in den Bildern dargestellt waren. Ein nächstes Highlight sollte die Besteigung des höchsten Turmes von San Gimignano werden. Über die schmalen Treppen stiegen wir nach oben um uns, an der Spitze angekommen, am Überblick zu erfreuen, den man von dort aus auf die schachbrettartig angeordneten Dächer und Plätze der Stadt und die umliegende Landschaft hatte.
Die Versorgungslage war schon zuvor durch unseren Besuch des Supermarktes gesichert worden und nun begaben wir uns zum Mittagessen. Dafür führte uns Martin in einen abgelegenen Olivenhain einige Minuten von der Stadt entfernt. Dort picknickten wir und machten uns dann gestärkt wieder auf den Weg. Eine der bekanntesten toskanischen Städte erwartete uns mit ihrer besonderen Architektur und der aus weißem und grünem Marmor wunderschön gestalteten Kathedrale: Siena. Nach der kurzen, fast schon obligatorisch gewordenen Stadtführung hatten wir Zeit uns individuell in der Innenstadt umzuschauen- so mancher ließ sich das gute italienische Eis nicht entgehen. Gegen sechs trafen sich alle auf dem Piazzo del Campo wieder, auf dem jährlich die berühmten Pferderennen stattfinden. Doch an diesem sonnigen Dienstag konnten wir ganz entspannt das Treiben der Stadt beobachten und uns schließlich im Restaurant zum Essen niederlassen. Unser Hotel erreichten wir an diesem Abend erst gegen 21 Uhr und fielen müde in unsere Betten.
Am Mittwoch ging es bereits 7:45 Uhr los, denn wir waren bemüht die Fähre nach Elba pünktlich zu erwischen. Gegen 10 Uhr stiegen wir in das Schiff, auf welchem wir uns von da an circa eine Stunde aufhielten. In dieser Stunde konnten wir uns beispielsweise etwas (zugegeben Überteuertes) zum Essen kaufen, auf einer der vielen Sitzgelegenheiten entspannen oder einen Blick aufs Deck wagen und uns die Seeluft um die Nase strömen lassen. Auf Elba angekommen, stiegen wir wieder in unseren Bus und unser Fahrer Eddie brachte uns auf einer abenteuerlichen Fahrt sicher an unser erstes Ziel: den Monte Capanne. Spannung machte sich breit, als wir die gelben Käfige sahen, welche uns letztendlich hinaufbefördern würden. Was unheimlicher klingt als es war, stellte sich als ein Highlight unserer Fahrt heraus! Jeweils zu zweit sprangen wir in die Gondeln, in welchen wir die nächsten 20 Minuten verbrachten, um den höchsten Berg Elbas zu erklimmen. Anfängliche Angst verwandelte sich schnell in sprachloses Staunen, als wir mit jedem gewonnenen Höhenmeter ein kleines Stück mehr der atemberaubenden Landschaft Elbas betrachten konnten. Auf dem Monte Capanne angekommen, war die Sicht aufgrund des höhenbedingten Nebels zwar teilweise beschränkt, jedoch keinesfalls weniger imposant. Einige Zeit später tauschten wir das spektakuläre Panorama des 1019 Meter hohen Berges gegen jenes einer Bucht im Süden der Insel. Nach einem kleinen Picknick schlugen wir uns in die türkisblauen Wellen des Mittelmeers und verbrachten den restlichen Tag im erfrischenden Wasser. Nach einem gemeinsamen Pizzaabend traten wir auch die Heimreise an und so kamen wir gegen 23 Uhr wieder in Montecatini Terme an. Den nächsten Tag stimmte Martin wieder musikalisch an: Es ging nach Firenze! Auf der Fahrt dorthin bestaunten wir die typisch toskanischen Zypressen (it.: cipresso) und Pinien (it.: pino) und lauschten dabei der florentinischen Geschichte, welche Martin uns im Bus bereits näher brachte. In Florenz angekommen, besuchten wir als Erstes den prunkvoll geschmückten Palazzo Vecchio, in welchem man sich stundenlang hätte aufhalten können. Darauf folgte Freizeit, welche wir uns, sei es kulinarisch oder sei es kulturell, selbst gestalten durften - „as we like it!“ Den Rest der wenigen Zeit verbrachten wir mit Martin, welcher uns eine Stadtführung gab, wie es kein anderer hätte machen können! Dabei bestaunten wir unter anderem die Kathedrale von Florenz, die Ponte Vecchio, die Basilika Santa Croce und die Uffizien. Als gelungenen Abschluss des Tages fuhren wir zuletzt zum Piazzale Michelangelo, welcher uns den aus Fernsehen und Zeitung bekannten, faszinierenden Panoramablick auf Florenz bescherte. Nach einer schnell vergangenen Fahrt begrüßte uns auch bald schon wieder bekanntes Gefilde, was sich dann jedoch in einen ersten Abschied verwandelte, denn nach einem letzten „Marina, Marina, Marina“, verließ uns Martin endgültig und wir mussten unsere restlichen Wege allein bestreiten. Erschöpft aber kulturell hochgebildet, kamen wir wieder in unserem Städtchen an. Dort ließen wir den Abend im Pool oder kofferpackend auf unseren Zimmern ausklingen, wissend, dass der nächste Tag jener der Abreise sein wird. Um genau 6 Uhr morgens startete unser Bus, vollgeladen mit unserem Gepäck und 40 übermüdeten Jugendlichen, nach Verona. Auf den Spuren Romeo und Julias erkundeten wir die Stadt und bekamen dabei sogar Julias Balkon zu Gesicht. Unsere Führung endete am Amphitheater und erneut konnten wir unsere freie Zeit nach unserem Belieben gestalten. Gegen Mittag brachen wir zu unserem letzten Ziel unserer Reise auf - Lazise am Gardasee. Am weißen Sandstrand, mit idyllischem Blick auf das Wasser und die malerischen Berge, verbrachten wir unseren letzten gemeinsamen Nachmittag. Mit gemütlichen Badegängen, Stand-Up-Paddling und individuellen Stadterkundungen endete eine wunderschöne und gelungene Studienfahrt. Nach einem letzten gemeinsamen Abendessen hieß es gegen 22:30 Uhr: „Arrivederci, Italia!“ Die Rückfahrt verlief reibungslos und bereits nach der ersten Rast realisierten wir, dass wir 30 Grad und Sonnenschein gegen 10 Grad und Nieselregen tauschen mussten. So blickten wir vor allem mit einem weinenden Auge, welches durch Eddies rührende Abschiedsworte nur noch einmal verstärkt wurde, auf die Rückfahrt …
Voller neuen Erfahrungen und neu gewonnener Gemeinschaft kamen wir am nächsten Morgen in Zwickau an. Dankbar schauen wir nun auf diese Woche zurück, die wir noch lange in guter Erinnerung haben werden!
Marie Singer, Leni Neumann